Pilotprojekt “Nachhaltigere Grundstufe” ein voller Erfolg!

Strahlende Gesichter beim Bergfest in Grün! Getreu dem Motto “grün” wurde nicht nur das Bergfest, sondern der gesamte Lehrgang “Trainer-C/DSV-Grundstufe” im Pitztal abgehalten. Ziel des Pilotprojektes war es, den ökologischen Fußabdruck eines kompletten Prüfungslehrganges deutlich zu reduzieren und Erfahrungen für zukünftige Lehrgänge zu sammeln. Die durchweg erfolgreiche Ausbildungswoche stellt einen wichtigen Baustein auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft des SSV dar und lässt in eine vielversprechende Zukunft blicken.

Schon bei der Anreise zur „Grundstufe“ im Pitztal war alles anders: Statt wie üblich im privaten PKW, fuhren die knapp 50 Teilnehmer:innen und ihre Ausbilder:innen mit zwei Reisebussen am Ostersamstag zum Lehrgang. Auf zwei vom SSV zentral geplanten Busrouten durch Württemberg in Richtung Pitztal wurde anhand mehrerer Haltepunkte allen Teilnehmer:innen eine Einstiegsstelle nahe ihrem Heimatort ermöglicht. Wenn auch zum Leidwesen der Busfahrer nicht alle Haltepunkte busund zustiegsfreundlich waren, so konnten doch alle Mitfahrwünsche mit vertretbarem Aufwand gelöst und erfüllt werden.

Positive soziale Nebeneffekte
Dass die Anfahrtszeit aufgrund der Haltepunkte etwas länger als im privaten Auto dauerte tat der guten Stimmung keinen

Abbruch sondern ganz im Gegenteil: Dies kam dem gegenseitigen kennenlernen der Gruppe bereits bei der Busfahrt zu Gute und förderte das soziale Miteinander ungemein, was während der ganzen Woche deutlich zu spüren war.

Ziel: Massive CO2-Reduktion
Doch warum dieser ganze Zusatzaufwand mit der zentral organisierten Busanreise? Mit dem Pilotprojekt “Grüne Grundstufe” wollte der SSV exemplarisch versuchen den ökologischen Fußabdruck einer Lehrgangswoche stark zu reduzieren, um Erfahrungen für zukünftige Lehrgänge zu sammeln. Mit dem Wissen, dass die Reisetätigkeit maßgeblichen Anteil am CO2-Ausstoß einer Reise hat, war die Umstellung auf Reisebusse bei der Anund Abreise dabei ein wichtiger Hebel, um

den CO2-Ausstoß stark zu reduzieren. Insgesamt konnten durch die Busfahrten fast 50% an CO2 im Vergleich zur Anreise mit dem PKW eingespart werden. Um auch vor Ort möglichst klimaschonend unterwegs zu sein, wurde täglich vom Hotel zum Gletscher und zurück der Skibus genutzt, was zusätzlich zur CO2-Gesamtreduktion beigetragen hat. Die Finanzierung der Busfahrt sowie der Planung des gesamten Pilotprojekts wurde mit Fördermitteln durch die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb Sport & Nachhaltigkeit ermöglicht (mehr dazu in skispur 3/2021).

Flankierende Maßnahmen
Ein weiterer Baustein zur CO2-Reduzierung war die Umstellung des Speiseplans auf regionale und saisonale Produkte. Konsequenterweise wurde an drei Tagen der Woche ein “vegetarischer Tag” eingeführt, womit zum einen der CO2-Ausstoß noch weiter gesenkt, zum anderen aber auch das Bewusstsein der Teilnehmer:innen für verantwortungsvolle Ernährung im Sport und Alltag gestärkt werden sollte. Wie eine Umfrage im Anschluss an den Lehrgangs bestätigt, kam der tageweise vegetarische Speiseplan bei den Teilnehmer:innen sehr gut an. Auch von Teilnehmer:innen des Instructor-Lehrgangs, der unmittelbar vor der nachhaltigen Grundstufe im Pitztal stattfand und somit als Vergleichsgruppe diente, sind vegetarische Gerichte während des Lehrgangs mehr als erwünscht.

Aufbau von Wissen
Auch das Abendprogramm wurde thematisch angepasst. Zusammen mit POW (Protect our Winters), einer NGO* zur Erhaltung des Schneesports, wurde im Vorfeld das Modul “Protect what you love” ausgearbeitet, welches im Pitztal zum ersten Mal zum Einsatz kam. Das Wissensmodul soll die Teilnehmer:innen in Bezug auf die Auswirkungen des Wintersports auf den Klimawandel sensibilisieren und getreu dem Motto “schütze was du liebst” dazu motivieren, selbst aktiv zu werden und damit die Grundlage unseres Sports zu sichern. Geplant ist, dass das Modul ab nächster Saison auf breiter Basis in vielen SSV-Lehrgängen integriert wird, um Bewusstsein und Wissen über nachhaltigen Wintersport bei Trainer:innen der heutigen und der nächsten Generation zu schaffen, da diese wiederum als Multiplikatoren in ihren eigenen Vereinen fungieren.

Unvermeidbare Emissionen
Trotz des vergleichsweise verringerten CO2-Ausstoßes der An- und Abreise, der Nutzung der Skibusse vor Ort und der Umstellung des Speiseplans ist es am Ende nicht möglich, einen CO2-Wert nahe „Null“ zu erreichen. Daher wurde der Betrag an CO2, der nicht vermeidbar war, durch den SSV-Partner myclimate in einem Klimaschutzprojekt zu kompensiert.

Erfolgreicher Auftakt
Zusammenfassend kann man von einem sehr gelungenen Pilotprojekt sprechen. Mit dem Pilotprojekt wurde ein wichtiger und markanter Meilenstein für eine nachhaltigere Zukunft im SSV gesetzt. Der Prozess der “Nachhaltigkeit” ist somit mit der “nachhaltigen Grundstufe” erfolgreich gestartet, aber längst noch nicht auf der Zielgeraden. Erfreulicherweise

bestätigen die Umfrageergebnisse, dass die Maßnahmen vollumfänglich von den Teilnehmer:innen vor Ort mitgetragen wurden. Sowohl die Anreise mit dem Bus als auch die Umstellung des Speiseplans wurden durchweg positiv bewertet. Auch der theoretische Input wurde offen begrüßt. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse bei der Umsetzung kann nun die Planung zur Übertragung des Konzepts auf folgende Lehrgänge beginnen.

Skigebietswahl
Warum gerade das Pitztal? Warum findet ein nachhaltiger Pilotlehrgang nicht heimatnah mit kurzer Anreise statt? Diese und ähnliche Fragen waren bei den am häufigsten gestellten Fragen. Dieser Punkt war auch bei der Konzeption des Pilotprojektes vom vorbereitenden Arbeitskreis Nachhaltigkeit intensiv diskutiert worden. Die Entscheidung auf das Pitztal fiel aus mehreren Gründen: Bei einer heimatnahen Organisation ist es individuell leichter den CO2-Fußabdruck gering zu halten. Schwieriger ist dies bei entfernteren Skigebieten. Das Pilotprojekt sollte zeigen, dass es dennoch möglich ist, auch in entfernteren Gebieten den CO2-Ausstoß mit nur wenig Zusatzaufwand gering zu halten. Zudem bietet das Gletscherskigebiet “Pitztaler Gletscher” die nötige Schneesicherheit im April bei guter Erreichbarkeit aus Baden-Württemberg. Gleichzeitig erhalten die Teilnehmer:innen dadurch Einblicke in die wunderbare und schützenswerte Welt der hochalpinen Gletscherlandschaft. Hervorzuheben ist auch, dass das Pitztal seit November 2020 eine von vier Clear Alpine Regions (CLAR) in Tirol ist. Der Tourismusverband Pitztal bekennt sich dazu, seinen CO2-Fußabdruck zu senken und das Bewusstsein für nachhaltigen Tourismus sowohl bei Gästen als auch der Bevölkerung zu steigern. Diese Überzeugungen und Ziele decken sich mit den Vorstellungen einer nachhaltigeren Zukunft des Schneesports des SSV.


Wir danken herzlich unseren Unterstützern